Unwiderruflichen Schaden abwenden

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Was bedeutet die Zeitenwende infolge des Ukraine-Krieges für die Industriepolitik der Zukunft? Der VCI schlägt ein 5-Punkte-Sofortprogramm vor.

Der von Russland begonnene Krieg erschüttert uns zutiefst. Unermessliches menschliches Leid wird durch Russland mit seinem Angriffskrieg in die Ukraine und nach Europa getragen. In dieser Situation müssen wir alle eng zusammenstehen: Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

Die chemisch-pharmazeutische Industrie unterstützt die klare Haltung und die Sanktionen der Bundesregierung und der EU. Und wir unterstützen die Position, dass wir alles tun müssen, was hilft, diesen Krieg und das damit verbundene Leid zu beenden. Gleichwohl werden die wirtschaftlichen Auswirkungen des Kriegs immer deutlicher, auch in Deutschland: Unser Land steht vor der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg.

Als chemisch-pharmazeutische Industrie leisten wir gemeinsam mit unseren 530.000 Beschäftigten in rund 1.900 Unternehmen in vielfältiger Form aktive Hilfe. Ob Spenden, Produktlieferungen, Freistellungen und vieles mehr: Das Engagement ist wie überall im Land gewaltig. Unsere Hauptverantwortung sehen wir aber in der Stabilisierung der lebenswichtigen Produktionsnetzwerke.

Was die Folgen eines kurzfristigen Endes des Gasbezugs aus Russland angeht, geht es nicht um eine Frage von Einschätzungen. Hierzu haben wir eine klare Faktenlage: Es droht ein katastrophaler Zusammenbruch unserer Produktionsnetzwerke. Alle Bewertungen, wonach nur ein moderater Einfluss auf die deutsche Wirtschaft und die Gesamtgesellschaft zu erwarten sei, unterschätzen massiv die Sekundär- und Tertiäreffekte. Die chemisch-pharmazeutische Industrie ist die Basis fast aller Wertschöpfungsketten. Es geht also nicht um einige Wochen „Frieren für den Frieden“, sondern um eine massive Beschädigung der größten Stärke Deutschlands auch und gerade in internationalen Konflikten: unserer wirtschaftlichen Kraft.

Damit gilt für unsere Branche – bei aller ehrlichen emotionalen Betroffenheit – die rationale Abwägung, dass der positive Effekt eines Gasembargos nicht sicher ist, während der massive Schaden für die deutsche Industrie und damit für das Industrieland Deutschland sicher eintreten wird: Ein solches Embargo schadet leider uns mehr als Putin. Wir unterstützen deshalb die Bundesregierung in ihrer Position, auf ein einseitiges Gasembargo zu verzichten.

Die Zeitenwende, die wir vor vier Wochen erlebt haben, macht schnelles und entschlossenes Handeln notwendig. Nur so sind die schwerwiegendsten Auswirkungen der Wirtschaftskrise abzufedern. Dazu schlagen wir ein Fünf-Punkte-Sofortprogramm vor:

  1. Staatliche Belastungen auf Energie streichen,
  2. maximales Tempo bei Genehmigungen,
  3. landwirtschaftliche Erträge steigern,
  4. Zukunftscheck bei Gesetzesinitiativen,
  5. Verwerfungen der Industriestruktur verhindern.

Den vollständigen Politikbrief mit Ausführungen zu den fünf Punkten finden Sie hier.


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