Der diesjährige Responsoble Care-Wettbewerb des VCI Nord stand unter dem Motto „Dialog – unser Beitrag zur Transparenz“. In diesem Bereich haben drei Unternehmen aus unserem Verbandsgebiet besonders überzeugt:
1. Platz: Worlée-Chemie aus Lauenburg
Ausgezeichnet wurde das Unternehmen für seinen bereits seit Jahrzenten gelebten transparenten Dialog mit verschiedensten Anspruchsgruppen: Öffentlichkeit, Nachbarschaft, lokale Organisationen und Institutionen wie Schulen, Politik auf verschiedenen Ebenen, Universitäten sowie Nichtregierungsorganisationen aus dem regionalen Umfeld.
Das familiengeführte Unternehmen setzt auf verschiedene Wege, um sich mit diesen Interessengruppen auszutauschen, sie zu informieren, zu unterstützen und ein vertrauensvolles Verhältnis aufzubauen. Einer davon ist ein regelmäßiger „Tag der offenen Tür“ mit ausführlichen Werksführungen, Vorträgen, Unterhaltung und aktiver Mitwirkung lokaler Organisationen wie etwa der Freiwilligen Feuerwehr. Daneben laufen kontinuierlich Schulpartnerschaften, Workshops mit Universitäten oder Werksführungen mit Nichtregierungsorganisationen oder Parteienvertretern. Wichtig ist der Worlée-Chemie außerdem eine transparente, auf nationaler und internationaler Ebene vergleichbare Berichterstattung über alle Bereiche der Nachhaltigkeit. So veröffentlicht das Unternehmen freiwillig seit 2017 regelmäßig Nachhaltigkeitsberichte in Übereinstimmung mit den Global Reporting Initiative Standards.
Mit diesem Bündel an Austauschmöglichkeiten ist es Worlée-Chemie gelungen, an ihren Produktionsstandorten in Norddeutschland, deutschlandweit und auch international eine Reputation als vertrauenswürdiges und offenes Unternehmen aufzubauen, das glaubwürdig nachhaltig agiert. „Dieser Rückhalt in der Öffentlichkeit zeigt sich nicht nur in der großen Bereitschaft von lokalen Schul- oder Kitagruppen, uns bei öffentlichen Events zu unterstützen, sondern auch bei konfliktbeladenen Ereignissen. Ein Beispiel: In unserem Lübecker Werk mehrten sich vor ein paar Jahren Geruchsbeschwerden aus der Nachbarschaft. Obwohl alle Grenzwerte eingehalten wurden, haben wir viele persönliche Gespräche per Telefon oder persönlich vor Ort geführt und die Nachbarschaft in unser Werk eingeladen. Mit dem Ergebnis: Das Verhältnis zur Nachbarschaft ist heute entspannt. Wir haben glaubwürdig vermitteln können, dass die verbleibenden Gerüche nicht gesundheitsschädlich sind und sich unser Unternehmen weit über die gesetzlichen Vorgaben um eine Eindämmung bemüht“, erklärt Barbara Eschke, Leiterin für Integrierte Managementsysteme und Nachhaltigkeitsmanagement bei der Worlée-Chemie GmbH.
Die Jury des VCI Nord um Dr. Peter Prinz (Geschäftsführer der VYNOVA Wilhelmshaven GmbH und Vorstandsvorsitzender des VCI Nord), Frank Quiring (Mitglied der Geschäftsführung des Rheingold Instituts) und Marike Vornkahl (Fachsekretärin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie Landesbezirk Nord) lobt die Kommunikationsarbeit der Worlée-Chemie GmbH „als ein etabliertes System, mit dem ein sehr sympathisches, glaubwürdiges Bild in die Öffentlichkeit getragen wird.“ Wie erfolgreich dies sei, hätten bereits zwei Stresstests – ein Brandereignis in Lauenburg 2020 und eine Geruchsbeeinträchtigung in Lübeck 2018 – bewiesen
2. Platz: BÜFA-Gruppe aus Oldenburg
Das Unternehmen wurde für ein Kooperationsprojekt mit der Leuphana Universität Lüneburg ausgezeichnet, in dem Studierende erarbeitet haben, wie die BÜFA-Gruppe die „17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (SDGs)“ optimal in ihre Nachhaltigkeitsstrategie integrieren kann.
Anfang dieses Jahres hat BÜFA zusammen mit 23 Studierenden des MBA Studiengangs „Sustainability Management“ innerhalb eines einwöchigen digitalen Workshops maßgeschneiderte Strategien und Maßnahmen erarbeitet. Begleitet wurde das Projekt von Prof. Dr. Dr. h.c. Stefan Schaltegger, einer der meistzitierten Wissenschaftler im Fachgebiet Nachhaltigkeitsmanagement.
Aus der Zusammenarbeit sind praxisnahe Konzepte für die verschiedenen Geschäftsfelder des Unternehmens entstanden – etwa für den Ausbau des nachhaltigen Produktportfolios, den Rohstoffeinkauf und vor allem auch die Kommunikation darüber. “Mit dem Claim ‚Neue Chemie‘ fassen wir den Anspruch an unser Handeln in zwei Wörtern zusammen: Wir denken Chemie neu, um Lösungen für eine nachhaltigere Welt zu ermöglichen. Dabei ist Nachhaltigkeit seit vielen Jahren tief in der Unternehmensphilosophie von BÜFA verankert“, erläutert Yvonne Burmann, Business Development Officer bei BÜFA. Um alle Mitarbeitenden des Unternehmens hinter diesem Anspruch zu versammeln, haben die Workshop-Teilnehmenden konkrete Handlungsempfehlungen für eine gute Nachhaltigkeitskommunikation in Richtung der eigenen Belegschaft erarbeitet. Dazu gehört zum Beispiel, die Kolleginnen und Kollegen stärker in Nachhaltigkeitsprojekte einzubinden oder sie über Wettbewerbe, wie etwa zum CO2-Fußabdruck, für nachhaltiges Wirtschaften zu sensibilisieren. Für die Kommunikation nach außen über den Nachhaltigkeitsbericht wurden außerdem aktuelle Erfassungslücken ermittelt und die Weichen für eine Überarbeitung hin zu einem interaktiven Bericht nach den Standards der Global Reporting Initiative (GRI) gestellt.
Die Jury des VCI Nord lobt, wie die globalen Werte (SDGs) auf die eigene Unternehmensstruktur heruntergebrochen wurden. Bemerkenswert sei die sehr offene Auseinandersetzung mit globalen Zielen und der Bedeutung für das eigene Unternehmen sowie der starke Wille, proaktiv transparent und ehrlich nach außen zu kommunizieren.
3. Platz ExxonMobil aus Hannover
ExxonMobil hat mit der Aufklärungskampagne #MehrWissen überzeugt. Mit der Kampagne vermittelt das Unternehmen seinen Beitrag zum Gelingen der Energiewende sowohl der Öffentlichkeit als auch den eigenen Mitarbeitenden transparent und anschaulich.
„In der teils emotional geführten Diskussion um die Energiewende wird die heimische Erdgas- und Erdölförderung durch ExxonMobil in der öffentlichen Meinung häufig nicht als ein Teil der Lösung angesehen. Deshalb haben wir 2021 die Aufklärungskampagne #MehrWissen gestartet. Ziel der Kampagne ist es, sowohl den Dialog mit der Öffentlichkeit und Medienvertretern zu fördern als auch die eigenen Mitarbeitenden mit tiefgehenden Informationen zu versorgen“, erklärt Christoph Thünemann, Manager Media & Communications bei ExxonMobil. Die Strategie hinter der Kam-pagne: Besseres Verstehen durch #MehrWissen. Im Zentrum stehen relevante, aber häufig un-bekannte Aspekte und welchen Beitrag das Unternehmen zum Gelingen der Energiewende leistet.
Inhaltlich geht es um aktuelle und fortlaufend ergänzte Themen, die von gesamtgesellschaftlichem Interesse sind, wie die Energieversorgung oder Reduzierung von Treibhausgasemissionen. Dabei werden gezielt kritische Aspekte, wie zum Beispiel die Methanemissionen in der Erdgasförderung und -aufbereitung, angesprochen. Aufbereitet werden die Themen über kurze Info-Blätter, Posts auf Twitter und Facebook und natürlich für die eigene Belegschaft auch über unternehmensinterne Medien wie das Mitarbeitermagazin, die Firmenapp oder TownHall Meetings.
Die Jury des VCI Nord zeigte sich beeindruckt von der Dialogebereitschaft in einem solch konfliktbeladenen Umfeld: „ExxonMobil ist in einer Branche tätig, die in der öffentlichen Wahrnehmung sehr kritisch gesehen wird. Hier aktiv auf die Öffentlichkeit zuzugehen, braucht Mut und eine gute Wissensbasis. Dazu ist eine gezielte Kommunikation mit Fakten aus neutralen Quellen und zu den eigenen Unternehmensaktivitäten sehr gut geeignet.“
Nachhaltigkeit