MINT-Herbstreport 2022

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Nach einem coronabedingtem Rückgang im Jahr 2020 ist die MINT-Lücke in den letzten zwei Jahren wieder deutlich angestiegen und es gibt hohe Engpässe. Dies zeigt der aktuelle MINT-Herbstreport.

Der heute veröffentlichte MINT-Report 2022 zeigt erneut den
dramatischen Arbeits- und Fachkräftemangel im MINT-Bereich: Über
sämtliche Anforderungsniveaus und Berufe und unter Berücksichtigung
des qualifikatorischen Mismatches besteht eine Lücke von 326.100
Personen (Oktober 2022).

Der größte Engpass besteht dabei in den MINT-Facharbeiterberufen
(154.400), gefolgt von den MINT-Expertenberufen (137.500) und den
Spezialisten bzw. Meister- und Technikerberufen (34.200).

Vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen ist besonders
bedeutsam, dass die größten Engpässe in den Energie/Elektroberufen
(84.900) bestehen, gefolgt von den Berufen in der Maschinen- und
Fahrzeugtechnik (62.500) und den IT-Berufen (58.700).

Auswahl der wichtigsten Ergebnisse:

  • Der aktuelle demografischer Ersatzbedarf bei MINT-Facharbeiterinnen und Facharbeitern beträgt rund 274.000 (in fünf Jahren 291.900). Das jährliche Neuangebot an beruflich qualifizierten MINT-Facharbeiterinnen und -Facharbeitern wird in den kommenden Jahren deutlich darunter liegen.
  • Die MINT-Studienanfängerzahlen sinken (im ersten Hochschulsemester 2019/2020 noch 192.500, im Studienjahr 2021/2022 nur noch 172.000).
  • Die MINT-Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler haben sich gravierend verschlechtert. Die Durchschnittsleistungen sind auf das Niveau des schlechtesten Bundeslandes aus dem Jahr 2011 gesunken.
  • Die Löhne in MINT-Berufen sind vergleichsweise hoch (durchschnittlicher Monatslohn bei MINT-Akademikerberufen 5.800 Euro, Durchschnitt alle Berufe 5.400 Euro).
  • Das MINT-Beschäftigungswachstum von ausländischen Beschäftigten ist überproportional hoch; die Beschäftigung von Deutschen in MINT-Facharbeiterberufen ist in den letzten 10 Jahren leicht gesunken (-3,0 %), unter Ausländern um 65,4 % gestiegen; in MINT-Spezialistenberufen gab es einen Zuwachs unter Ausländern von 102,6 % (Deutsche 10,7 %), in MINT-Akademikerberufen von 160,4 % (Deutsche 34,8 %). Ohne entsprechendes Wachstum wäre die Fachkräftelücke heute um 340.000 Personen höher (knapp 670.000 MINT-Kräften).
  • Der Anteil der Frauen an allen sozialversicherungspflichtig beschäftigten Personen in MINT-Berufen ist in den letzten 10 Jahren von 13,8 % auf 15,8 % gestiegen der höchster Frauenanteil besteht in den Biologie- und Chemikerberufen (46,3 %) und naturwissenschaftliche Expertenberufe (72,9 %), der niedrigster Anteil in den Ingenieurberufen Energie- und Elektrotechnik (10,3%) und Metallverarbeitung (11,1 %).

Zentrale Handlungsempfehlungen:

  • Ganztagsinfrastruktur an Kitas und Schulen ausbauen, Qualität erhöhen und zusätzliches multiprofessionelles Personal finanzieren,
  • basierend auf Vergleichsarbeiten an allen Schulen gezielte Förderprogramme umsetzen, evaluieren und weiterentwickeln,
  • bestehende Lücken an digitaler Infrastruktur an Kitas und Schulen schließen, 20.000 zusätzliche Stellen IT-Support an Schulen schaffen,
  • Informations- und computerbezogene Bildung in der Lehrkräfteaus- und -fortbildung verankern (auch Seiteneinsteiger),
  • Länderübergreifende Zentren für digitale Bildung (Lehr- und Lernmaterialien) einrichten (Empfehlung der SWK der KMK),
  • Digitale Medienbildung und Fach Informatik an Schulen ausbauen,
  • MINT-Lehrkräfteversorgung sicherstellen,
  • Außerschulische Bildungsangebote stärken,
  • Klischeefreie Berufs- und Studienorientierung ausbauen, MINT-Berufe als Klimaschutz-Berufe bewerben,
  • Mentorenprogramme zur Berufsorientierung ausbauen,
  • Fachkräfteeinwanderung erleichtern.

Den gesamten Report finden Sie hier.

Der MINT-Report wird vom Institut der Deutschen Wirtschaft halbjährlich im Auftrag von BDA, Gesamtmetall und der Initiative "MINT Zukunft schaffen" erstellt. Er enthält alle aktuellen Entwicklungen und Analysen zu Angebot und
Nachfrage auf dem MINT-Arbeitsmarkt sowie Kennzahlen zur MINT-Bildung.


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